Nicoleta

Ein besseres Leben

Zurzeit ist es sehr kalt, aber ich bin dick angezogen. Ich verkaufe Augustin, seit ich den Augustin-Ausweis bekommen habe, also noch nicht sehr lange, ungefähr einen Monat lang. Darüber bin ich sehr froh. Derzeit gehe ich mit dem Augustin herum und suche noch einen guten Verkaufsplatz, der noch frei ist. Jetzt verkaufe ich besser als früher, als ich andere Straßenzeitungen verkauft habe. Die Leute schauen auf meinen Ausweis und sagen: «Ah, Sie sind eine Augustin-Verkäuferin.» Ich verdiene etwas mehr, und die Menschen, die den Augustin kaufen, sprechen mit mir und fragen, wie es mir geht und wie groß meine Familie ist und wo ich wohne. Mein Mann hat es mit der Arbeit nicht sehr gut. Er war selbständig. Jetzt im Moment arbeitet er beim Winterdienst. Das ist aber nur Saisonarbeit und geht bis März. Schneeräumen und so.

Ich bezahle die Miete, den Strom. Mein großes Mädchen möchte ein Handy haben. Sie sagt: Andere Schülerinnen, die noch kleiner sind, haben auch ein Handy. Dann möchte sie neue Kleidung oder Schuhe oder Sportausrüstung. Aber ich bin arm, ich sollte ihr und ihren Geschwistern öfter was kaufen oder Geld fürs Kino geben, und dann brauchen sie wieder etwas für die Schule. Alle Menschen wünschen sich ein besseres Leben. Es ist schwer mit vier Kindern, die Situation ist nicht so gut. Die Kinder verstehen nicht, dass sie nicht alles das kriegen wie andere Kinder in der Schule auch.

Ich bin aus Rumänien, aus Pitesk (Pitești). Diesen Ort kennen die meisten hier nicht. Er ist etwa hundert Kilometer von Bukarest entfernt. Nach Österreich bin ich 2007 gekommen. Da habe ich hier noch nicht gewohnt und war immer unterwegs, aber seit 2011 bin ich nur in Wien. Ich habe vier Kinder, zwei große Kinder und zwei kleine Babys. Die Älteste ist in der Schule, und die Kleinste ist noch nicht im Kindergarten. Es ist schwierig für mich mit den Kindern, wenn ich unterwegs bin mit den Zeitungen. Vielleicht wird es nächstes Jahr einfacher.

Foto: Mario Lang

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