Augustin 343 - 05/2013

Von Haien und Nachbarinnen

Es gibt kompetente PR-Abteilungen und patscherte. Die Raiffeisengruppe zum Beispiel muss eine souveräne PR-Crew haben. In diesen Tagen wird ihr die 56. Augustin-Ausgabe zugetragen, die die «ewige» Rubrik der Raiffeisen-Beobachtung enthält.Wieder, wie schon 55-mal zuvor, würde sie gerne das Interpretationsmonopol zum Thema Raiffeisenmacht brechen, das der Augustin den beiden bankkritischen Autoren Lutz Holzinger und Clemens Staudinger eingeräumt hat. Gerne würde sie «klar stellen», dass der Augustin keine Ahnung von finanzwirtschaftlichen Angelegenheiten habe. Doch sie schweigt. Kein Wort, um sich zu rechtfertigen. Kein Wort, die Bankster-Basher der «ersten österreichischen Boulevardzeitug» einzuschüchtern. Jedes Signal der Verdrossenheit des Goliath Raiffeisen über die Dauerchuzpe des David Augustin muss vermieden werden, denn ein Rest von Gerechtigkeitsstreben bringt die Mehrheit der Menschen in solchen Fällen immer an die Seite des Schwächeren. Die Raiffeisen-PR, um es kurz zu machen, ignoriert nach außen hin unsere Raffeisenrubrik (Freud’scher Vertipper), weil sie dem Augustin keine zusätzlichen Aufmerksamkeitseinheiten vergönnt.

Die ÖBB hat eine PR-Abteilung, deren Kompetenz die Leser_innen beurteilen mögen. Anders als im Fall Raiffeisen gab sie sofort ihr «Entsetzen» über den Augustin kund, der in Nummer 340 über die durch ständige Personalrochaden realisierte einzigartige Verquickung der ÖBB mit den führenden Bauhaien Strabag und Porr berichtete. In der «Richtigstellung» ging sie auf diesen Hauptvorwurf gar nicht erst ein – und der Augustin bekam eine Ladung Neusprech ins Haus, die ihm doppelplusgut (© Orwell) ins Konzept passt. Erstens hat uns das ÖBB-Management dadurch den imaginären Orden des ernstzunehmenden Gegners verliehen, zweitens erlaubt uns seine Stellungnahme die Vertiefung unserer Kritik.

Um auch über unsere PR-Kompetenz zu sprechen: Doppelplusungut! Warum vermitteln wir der Öffentlichkeit z.B. nicht, welche Persönlichkeiten sich hinter den Autor_innennamen verbergen, die wir noch dazu an das Ende ihrer Texte kleben, als ob uns das Ende des Starprinzips ein herausragend wichtiges Ziel wäre. Wir werden die Informationsdefizite bezüglich unserer Mitarbeiter_innen beheben – und fangen, weil’s grad passt – mit den beiden Autorinnen der in dieser Ausgabe startenden Fix-Rubrik NACHBARSTADT an, die schreibend einander abwechseln werden.

Wencke Hertzsch ist Stadt- und Regionalplanerin aus Berlin. Bis 2007 waren Stadterneuerung und Quartiersmanagement ihre bevorzugten Arbeitsfelder. Seit 2007 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Raumplanung der TU Wien.

Martina Handler ist seit 2004 in der Österreichischen Gesellschaft für Umweltschutz und Technik (ÖGUT) hauptverantwortlich für den Themenbereich Partizipation.

Als unsere Expertinnen in allen urbanen Angelegenheiten werden sie sowohl Stadtentwicklungsprozesse als auch die interessantesten Versuche der Aneignung der Städte durch die zivile Gesellschaft begleiten.

Die Botschaft der brennenden Dienstautos

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Die Gesundheitspflicht: Verhältnisvergessen

eingSCHENKt

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Nachbarinnenstadt

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Handschriftlich, stadtschriftlich…

Stets auf der Suche nach Räumen, die zum Dichten anregen: Brigitta Höpler

Unsere Alltagssprache ist in der Regel eine verarmte Sprache. Die Kulturhistorikerin Brigitta Höpler glaubt, Methoden parat zu haben, die latenten Wortschätze, über die wir alle verfügen, wie ein edles Erz an den Tag zu fördern. «Rausfetzen» nennt si… weiterlesen

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Flüchtige Objekte im Leopoldmuseum

KulturPassagen

Die Aktion «Hunger auf Kunst & Kultur» ermöglicht Menschen, die finanziell weniger gut gestellt sind, Ausstellungen, Museen, Konzerte, Kinofilme und Kulturveranstaltungen verschiedenster Art bei freiem Eintritt zu besuchen. Den «Kulturpass» gibt … weiterlesen

Ausblick

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Da! Dort springt ein Mädchen.
Dieses springende Mädchen könnte ich sein, vor ein p… weiterlesen

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