Die Vögel als politische ShowDichter Innenteil

Aus der KulturPassage

414 vor Christus schrieb Aristophanes «Die Vögel» als Komödie, in der Fassung von Thomas Schulte-Michels wird aus dieser eine 80-minütige schrille, bösartige und erstaunlich moderne Politshow. Der Inhalt: Athen erstickt in Schulden und zu vielen Migrant_innen, die den Frieden stören.

Foto: Lalo Jodlbauer

Die Athener_innen schimpfen über Fremde, Sozialschmarotzer_innen und Kapitalist_innen. Zwei heruntergekommene Männer (Pisthetairos und Euelpides) in verschlissenen Mänteln und Cowboyhüten versuchen eine bessere Welt zu finden. Sie finden die Vögel, die sie überzeugen, eine neue Stadt zu gründen, die mit einer Mauer abgegrenzt wird und die zwischen Himmel und Erde liegen soll. «Wolkenkuckucksheim» wird sie genannt, die Vögel glauben, dass sie zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurückfinden, nämlich über Menschen und Götter zu herrschen. Zuerst denken die Menschen und die Vögel im Paradies zu sein, doch schon bald müssen sie erkennen, dass sie missbraucht und politisch verführt worden sind. Die beiden Protagonisten schwingen nur mehr fremdenfeindliche Parolen und werden immer mächtiger und brutaler, sie schlachten die Vögel ab und greifen sogar nach dem Blitz des Zeus.

Regisseur Schulte-Michels hat eine großartige Version «Der Vögel» auf die Bühne gebracht. Das Vogelreich sitzt auf einer steilen schwarzen Treppe, an die schrille Buntheit muss man sich erst gewöhnen. Wie bei einer Modenschau bewegen sie sich und singen einen Mix aus Gospel, Choral und Musical. Vor allem der Oberste der Vögel – dargestellt von Patrick Lammer – ist sehens- und hörenswert, er ist auch für die Musik verantwortlich.

Die Choreografie von Teresa Rotemberg mit 30 Laiendarsteller_innen, die treppauf, treppab flattern, ist ausgezeichnet. Die Kostüme von Tanja Liebermann schwanken zwischen Wildem Westen, Punk und Orient, auf jeden Fall sind sie sehr fantasievoll und schrill.

Für mich war dieser Abend einerseits unterhaltsam, andererseits waren die Parallelen zur derzeitigen Politik und dem Kapitalismus, der heutzutage herrscht, frappierend.

INFO:

«Die Vögel»

Von Aristophanes; in einer Fassung von Thomas Schulte-Michels

Volkstheater Wien

Neustiftgasse 1

1070 Wien

www.volkstheater.at