HocknstadDichter Innenteil

Ich teile die Leute nur noch ein in Stade und in Hocknstade. Die Stadn haben eine Arbeit, aber sie halten die Pappen. Die Hocknstadn haben keine Arbeit, aber sie halten auch die Pappen. Also, wo ist da der Unterschied?

Man hat es nicht leicht als Hocknstader, aber leicht hat es einen. Das AMS hat keine Hockn für mich, aber ich soll ihnen die Hockn abnehmen und mir selbst eine Hockn suchen.

Zu alt darfst nicht sein, aber auch nicht zu jung. Zu gscheit darfst nicht sein, aber auch nicht zu blöd. Mit einem Wort, a fescher Lackl, so Anfang zwanzig, mit wenigstens einem Magister und 30 Jahren Erfahrung im Ausland. Das musst du einmal zusammenbringen!

Wenn du beim AMS als arbeitssuchend gemeldet bist, dann musst du den ganzen Tag dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, auch wenn der gar nicht mehr neugierig auf dich ist. Manchmal, wenn ich mir zu Hause ein Butterbrot streiche, dann frage ich mich, ob ich das überhaupt darf, weil ich ja beim Butterbrot streichen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehe. Wenn ich mir aber nicht einmal ein Butterbrot streichen darf, was soll ich denn sonst anderes tun als faul in der sozialen Hängematte herum kugeln?

Und die Kurse erst! Maßnahmen heißt das beim AMS. Zu einem Kurs gehe ich freiwillig, aber zu einer Maßnahme, da geh ich nur in Begleitung und müssen sie mir Achter anlegen!

Lebenslanges Lernen, wenn ich das schon höre, da geht mir das Geimpfte auf und ich krieg solche Kabeln. Weil, lebenslanges Lernen für einen Hocknstadn ist eine einzige Quälerei. Zwei Mal im Jahr derselbe Kurs, und das bis 65, weil Hockn kriegst du mit solchen Kursen keine.

Und die Trainer haben auch immer weniger Geld bei den Kursen vom AMS. Recht geschieht ihnen, hätten sie etwas Gescheites gelernt. Einmal wollte ich auch einen Kurs vom AMS, Trainier die Trainer oder so ähnlich hat er geheißen. Nein, bekommen habe ich den Kurs nicht, weil sonst wäre ich heute auch so ein Trainer und würde es all den Trainern zeigen, das könnt ihr mir glauben. Ich würde ihnen beibringen, wie sie sich selbst am besten ausnützen, die Deppen, die depperten.

Wie ich noch jung war, da hat es geheißen, Handwerk hat goldenen Boden, heute wird nur noch gesprochen von der Dienstleistungsgesellschaft. Und dafür brauchen wir die Gewerkschaft? Die leisten doch nur noch Dienst für sich selber, die Gfrieser, oder in der Karibik.

Kann es sein, dass die Arbeit von mir davonläuft, als ob ich die Gretzn hätte oder noch etwas viel Schlimmeres? Handwerklich war ich ja nie besonders geschickt, denn ich habe zwei Linke, hat meine Mutter immer gesagt, wenn mir zu Hause der Hammer aus der Hand gefallen ist. Da habe ich immer gemeint, dass das etwas mit der Schwerkraft zu tun hat, und dann bin ich davon gelaufen, weil mir sonst die Mutter ein paar Watschn gegeben hätte. Aber sie hat mich nie erwischt.

Ja mei, weil ich ein Stier bin – und das bin ich auch im Geldbörsel. Früher war alles ganz anders, das können sich die jungen Leute von heute ja gar nicht vorstellen. Da ist die Hockn auf der Straße gelegen und du hast sie nur aufheben müssen. Auf jeden Hackler sind 4 Stellen gekommen, da haben dir die Chefs bald einen roten Teppich aufgebreitet, wenn du dich zu ihnen auf einen Kaffee verirrt hast. Bei dem einen war mir der Kaffee zu licht, bei dem anderen war mir der Kaffee zu süß und beim dritten bin ich geblieben, weil der Kaffee ganz nach meinem Geschmack war. Jetzt werde ich nie erfahren, wie der Kaffee beim vierten gewesen wäre.

Geht es der Wirtschaft gut, dann geht es uns allen gut. So ein Blödsinn! Am liebsten hätten es die Chefs, wenn du ihnen eine goldene Armbanduhr mitbringen würdest und noch ein paar Sparbücher von der Oma zum Drüberstreun, damit sie dich heute nehmen. Wenn es nach den Chefs ginge, dann wären alle Hackler wie die Roboter und am liebsten würden sie die Toten ausgraben und in die Hockn schicken, weil die nichts mehr essen müssen und auch keinen Lohn brauchen mitsamt den Nebenkosten. Blöd ist nur, dass dann die Pomfineberer auch keine Hockn mehr hätten.

Stellt euch vor, so ein hocknstader Pomfineberer bei seinem AMS-Betreuer:

Was wollen Sie?

A HocknWas haben sie gelernt?

Gelernt? Was muss man schon lernen, um die Leute zu vergraben?Warum haben sie Leute vergraben?

Na, weil sie gestorben sind und weil mir das angeschafft worden ist.Und wie lange haben sie die Leute vergraben?

Von klein auf, bis ich schwarz geworden bin.Ah, sie sind ein Schwarzarbeiter! Das haben wir schon gerne, da bekommen sie gleich eine Sperre, bevor sie überhaupt noch einen Anspruch haben! Kommen Sie in 6 Wochen wieder.

Leute, das ist wahr, vom AMS fängst du dir eine Geldsperre schneller ein, als du schauen kannst. Ohne Verhandlung und oft ohne Vorwarnung, auf bloßen Verdacht hin. Dabei musst du einzahlen, so lange du eine Hockn hast, ob du willst oder nicht.

Info:

Der Text wurde von P. G. während der 7. Armutskonferenz Anfang März in Salzburg vorgetragen. Der Autor war einer der wenigen Betroffenen, die an der Konferenz teilnahmen.