Nachrichten aus dem SchleudersitzDichter Innenteil

Das ist der Titel eines Theaterstücks. Der Ort der Aufführung: das KosmosTheater. Es war früher ein Kino, deshalb fußfrei und keine Bühne oder Vorhang.

Foto: © Bettina Frenzel

Wie also die Besucher eintrudeln, sind vorne auf der freien Fläche, nur ein paar Leute und Sessel. Die Akteure haben Tiermasken auf und interessieren sich angelegentlich für die Texte, die überall an der Wand picken.

Mit Beginn des Stücks aber nehmen sie die Masken ab und auf den 4 Stühlen Platz. Claudia eröffnet mit einer Begrüßung des Publikums. Benjamin erklärt dann, dass es in dem Stück um die verschiedensten Schicksale geht, die sie recherchiert haben und die allesamt Schleudersitz bedeuten. Nichts davon ist erfunden und alles das aus dem Leben selbst.

Die Schicksale alle, die ich hier erfahre, gehen unter die Haut. Doch die Truppe selbst will genau das, dass die Themen unter die Haut gehen.

All die Grausamkeit und Verderbtheit, die doch in unserer Gesellschaft herrscht, hat hier eine Stimme und will aufrütteln.

Die Geldeintreiber haben seine Wohnung demoliert und seinen Hamster getötet.

Sado-Maso-Spiele mit einer physisch schwer Behinderten. Reichlich makaber das.

Als Baby wurde er in ein Gitterbett gesperrt und bekam nur Wasser und Brot. Mit 3 Jahren konnte er weder sprechen noch gehen.

Er wurde mit den Pornoheften des Vaters ruhiggestellt.

Die Eltern in einer freichristlichen Sekte mit sehr rüden und züchtigen Gepflogenheiten.

Mit 15 hat er schon gesoffen.

Mit 12, ein anderer, hatte er seine 1. Schusswaffe.

Der Gefängnispsychiater war selbst ein psychisches Wrack.

Sie ist nach dem Tod der Mutter abgestürzt. Von Superjob bis Stütze und Straße, daneben Drogen in Kommission.

Für die Sucht, der Strich. Männer, wie Frauen.

Der Vater hat in den ständigen Alkexzessen sie missbraucht und mit dem Besenstil dreingehauen und dabei, mit Absicht?, die Operationsnarbe aufgerissen.

Väter, die ihren Töchtern Gewalt antun, tun es aber immer so, dass man die Striemen nicht sieht.

Auch Exhibitionismus ist eine Sucht.

Eine Verzweiflung bis Selbstverstümmelung und ein Selbstmord(-Versuch), nach dem Kindestod.

Sex mit Tieren und Pädophilie lassen an der Menschheit zweifeln. All die Gewalt und Perversion um den Sex ist widerwärtig.

Zu diesen Inhalten steckt sich einer der Truppe eine brennende Fackel in den Arsch.

Und die ganze Truppe agiert nackt, während einer der Spieler von den Exzessen wider seine Person erzählt.

Es wird damit klar gemacht, dass der menschliche Körper eigentlich etwas Schönes ist und edel.

Der Applaus nach dem Stück nimmt kein Ende. (Ja, sie sind aufgewacht.)

Da hört man dann auch, wäre ich weniger intelligent, wäre ich wohl selbst zur Täterin geworden.

Auch in der grausamen Kindheit hat eine andere im Wald Zuflucht und Akzeptanz gefunden, um eine eigene Würde aufzubauen und nicht mit 12 auf den Strich zu gehen und mit 15, bei Erwachen der eigenen Sexualität, den goldenen Schuss zu setzen.