Das Ende der «Künstlerbank»?tun & lassen

Immer weniger konsumfreie Zonen am Yppenplatz

Was ist der öffentliche Raum? Bereiche ohne Konsumzwang, Maßregelung und vor allem mit Sitzgelegenheiten werden immer rarer. Jetzt traf es die als «Künstlerbank» bekannte Sitzgruppe am Yppenplatz, am Ende des Brunnenmarktes.

Foto: Ruth Weismann

Thomas Frechbeger (ganz links) und Kollegen am Platz der ehemaligen Sitzgruppe

Mehrere Menschen hätten sich beschwert, wie ein Mitarbeiter des Bezirksvorstandes Ottakring erklärt: «Es hat Beschwerden gegeben betreffend der Besucher, die die Bänke benutzen.» Um welche Form der Belästigungen es sich genau handelt, weiß der Mitarbeiter nicht, aber, Zusatz: «Wir in der Bezirksvorstehung sind halt hauptsächlich konfrontiert mit Menschen, die Unmut bezeugen.» Unmut bezeugen allerdings auch diejenigen, die auf den Bänken gerne sitzen, etwa Thomas Frechberger, Schriftsteller und Mitbegründer der Literaturzeitschrift «Wienzeile». «Ist das Kulturpolitik? Einem Dichter den Schreibtisch wegzunehmen?», fragt er. Die Künstlerbank ist Treffpunkt für Künstler_innen, Wohnungslose, Straßenmusiker_innen und Menschen, die nicht in einem der umliegenden Lokale sitzen wollen oder, finanziell bedingt, können. Es werde halt viel getrunken und diskutiert, da könne es schon mal laut zugehen, meint einer, der auch oft dort sitzt. Er verstehe schon, dass das Leuten vielleicht nicht gefalle. Aber aktiv belästigen, das komme nicht vor. Ein Vorwurf, den auch eine Besucherin eines Cafés nicht nachvollziehen kann: «Ja mei, die sitzen da halt», meint sie lapidar. So wie die Café-Gäste auch da sitzen. Immerhin ist Wien eine Stadt mit unterschiedlichen Menschen drin – nicht eine Gated Community. Ob in oder außerhalb der Schanigärten: Auf die teuren Dachgeschoßausbauten haben alle denselben Ausblick. Anscheinend aber nicht denselben Einfluss auf das Schicksal konsumfreier Zonen. Ihren Platz lassen sich die «Ungenehmen» aber sowieso nicht nehmen. Wenn es sein muss, setzt man sich eben auf den Boden. Und überlegt, was passiert, wenn erneut Beschwerden bei der Bezirksvorstehung eintrudeln, nämlich darüber, dass es die Künstlerbank nicht mehr gibt. Vor einigen Jahren wurde diese schon mal geschleift, aber nach Protest vieler Leute wieder installiert. Nun denn, wenn wir schon anscheinend in der Stadt der Beschwerden leben: Bitte alle bei der Bezirksvorstehung Ottakring anrufen oder mailen. Die Künstlerbank muss wieder her!

Info:

Bezirksvorstehung Ottakring

Tel.: (01) 4000 16 111

post@bv16.wien.gv.at