Frau Gschistibohavitschek: Finger weg von meinen Ferien!tun & lassen

Jetzt dauert es nicht mehr lange bis zum Sommerklagelied. Die Medien werden, offiziell im Namen der geplagten Eltern, eine Verkürzung der Sommerferien fordern. Es werden Eltern zu Wort kommen, die die Kinderbetreuung nicht schaffen. Und es werden Kinder zitiert werden, denen in den Ferien sehr langweilig ist und die sich schon auf die Schule freuen. Komisch, ich habe so eins noch nie getroffen.Ich behaupte: Kinder brauchen die Faulheit und die Langeweile dringend, um sich den Stress des vergangenen Schuljahres aus dem Hirn zu blasen. Kinder brauchen mehr als die fünf Wochen Jahresurlaub, die wir Erwachsenen als selbstverständlich hinnehmen. Was wir wirklich dringend brauchen, ist eine ausreichende Anzahl an leistbaren Betreuungsplätzen für Schulkinder im Pflichtschulalter.

Sicher, wer für jeden Gschroppen ein Monatsbudget von einem flockigen Tausender zur Verfügung hat, kann zwischen Kinderuni, Reitworkshop, Erlebniswoche auf dem Bauernhof und Englischcamp wählen. Mit knapp 300 Euro pro Woche inklusive Verpflegung ist man dabei.

Wer in eine schmalere Geldbörse greifen muss, leistet sich vielleicht eine Woche Kinderbespaßung, dann ist Schluss. Würde die Nachmittagsbetreuung in den Pflichtschulen in den Ferien als Ganztagsbetreuung mit Mittagessen weitergeführt, meinetwegen zu einem leicht erhöhten Preis, wären die meisten Eltern und vermutlich auch die Kinder gern dabei.

Was da an Arbeitsplätzen geschaffen werden könnte! Und es soll mir keine_r sagen, dass das organisatorisch nicht zu schaffen sei. Denn im Kindergarten, der bald schon für zwei Jahre zur Pflichtübung werden soll, klappt es ja auch.

Stellen Sie sich einmal lebhaft vor, was organisatorisch auf uns zukommen würde, wenn es tatsächlich zu einer Verkürzung der Ferien käme. Proteste der Lehrer_innen und Schulwart_innen, Diskussionen um die neuen Termine und vielleicht am Ende eine Volksabstimmung. All das Geld könnten wir viel sinnvoller in den Ausbau der Sommerbetreuung stecken. Oder in eine Erweiterung des Ferienspiels, das dann vielleicht noch mehr Kinder mit ihren Betreuer_innen nutzen könnten.

Wir müssten nicht einmal auf die letzte Ferienwoche verzichten, um damit eine Woche Herbstferien zu erstreiten. Hier würde ich eine sehr elegante Lösung empfehlen, nämlich ganz unkompliziert zwischen dem Nationalfeiertag und Allerheiligen schulfrei zu geben. Dafür könnten wir im Notfall auf zwei schulautonome Tage verzichten, die die meisten Eltern eh so dringend brauchen wie einen Kropf. Aber mich fragt ja keiner.