Immer auf Ballhöhevorstadt

Ins Zentrum gerückt: der Mann an der Seitenauslinie

«Wenn Sie beim nächsten Fußballplatzbesuch das Spiel mal wieder eher langweilt, richten Sie Ihr Augenmerk doch einmal auf den Schiedsrichterassistenten. Mit seinen Bewegungen und Verrenkungen sorgt er für angenehme Kurzweil.»

Linienrichter hieß er früher, der Mann (seltener die Frau), der von der Seitenauslinie das Spielgeschehen überwacht. Inzwischen ist seine korrekte Bezeichnung Schiedsrichterassistent. Für viele ist er aber schlicht weiter der Wachler, hält er doch stets ein Fähnchen in der Hand. Manchmal nur ein Fähnchen, manchmal auch ein Fähnchen mit diversen Druckknöpfen am Haltegriff, die ihm zur Kommunikation mit dem Schiedsrichter, seinem Chef, dienen.

 

Die großen Worte, die sind nicht das Ding des Schiedsrichterassistenten. Wären sie es, hätte er sich gewiss eine andere Arbeit gesucht als die am Spielfeldrand. Dort führt er ein eher unbeachtetes Dasein. Vor allem wenn er seine Sache gut macht, nimmt niemand Notiz von ihm. So ungerecht ist die Welt. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer zieht der Assistent nur auf sich, wenn er etwa eine Abseitsposition falsch anzeigt oder sich eine sonstige Fehlentscheidung zu Schulden kommen lässt. Macht bisweilen obendrein eine Bierdusche.

 

Ist ein Fußballmatch eher langweilig, beobachten Sie doch einmal den Schiedsrichterassistenten. Sie werden erkennen, dass der Mann nicht nur wachelt. Er sprintet die Seitenauslinie auch in einem fort auf und ab. Dabei dürfte er auf ein Laufpensum kommen, das gut und gerne an jenes von Toni Polster während dessen gesamter Zeit als Mittelstürmer heranreicht.

 

Und der Schiedsrichterassistent sprintet nicht nur, bald geht er in die Hocke, bald springt er in die Luft! Bald verbiegt er sich nach rechts, bald nach links. Für ihn heißt es: immer auf Ballhöhe sein. Sie, der Betrachter, werden mit der kurzweiligsten Choreographie beschenkt.