Robertvorstadt

Wiener Wäsche, Folge 42

Zugegeben, so läuft Robert in seiner Freizeit nicht umher. Wir sehen hier die Berufskleidung, auch wenn diese bloß aus einer Unterhose, einem Cowboyhut und Stiefeln besteht. Genau genommen gehört die Gitarre ebenfalls zum Outfit, als wäre sie an seinem vom Bodybuilding gestylten Körper angewachsen. Überall ist der Schriftzug «Naked Cowboy» zu lesen.

Foto: Doris Kittler

Seit 17 Jahren arbeitet Robert bis zu elf Stunden täglich als Straßenmusiker am New Yorker Times Square. Fast minütlich unterbricht er das Gitarrenspiel, um vorzugsweise ältere Damen hochzuheben, was diese zum Jauchzen und Johlen bringt. Fifty Shades of Popschklatschen inklusive. Fürs Foto geben die Leute gerne ein paar Dollar, und so macht der Performer mehr als 1000 (!) Dollar pro Tag. Dafür stellt er sich auch bei Schneefall fast nackt auf die Straße, singt und bringt viele Menschen zum Lachen. «I’m the American Dream. Freedom, Liberation, Enlightenment. Ich mach das jeden Tag. Ich liebe meinen Job und werde noch leicht vierzig Jahre weitermachen.»

Mittlerweile stellt er ein richtig großes Unternehmen: Ehefrau und Schwägerin machen mit, er hat einen eigenen Manager, Outfit und Künstlernamen hat er markenrechtlich schützen lassen und unterstützt mit seinem guten Einkommen die ganze Familie. Dabei ging’s nicht immer so gut mit dem Job. Als er noch angezogen in seiner Heimat Ohio sang, war alles wenig lukrativ. Ein befreundeter Fotograf empfahl ihm, den Körper durch ungewöhnlich leichte Bekleidung mehr zur Geltung zu bringen – mit Erfolg. «Die Leute kommen und wollen was Besonderes, Verrücktes, und sie fragen, ob ich ihr Trauzeuge sein kann. Ich mache sehr oft Hochzeiten hier, und ich liebe es!» Er trat auch schon mal fürs Bürgermeisteramt New Yorks und für die US-Präsidentschaft an. Auch wenn wir einiges von der Politik gewöhnt sind: Als Wahlprogramm reichten Unterhose, Sixpack und Jesus versus Teufel an den Oberarm-Muskeln dann doch nicht aus.