Easy-going

Augustiner Jürgen Mauch

Wie komme ich als Optiker aus Eisenstadt dazu, Gratis-Brillen-Aktionen für AUGUSTIN-Verkäufer_innen durchzuführen? Ich kenne zwei Leute, die beim AUGUSTIN mitwirken: Der eine ist mein Bruder (Uwe Mauch, Autor der Rubrik Lokalmatador_innen, Anm.), der andere mein bester Freund (Mario Lang, gelernter Optiker und Tausendsassa beim AUGUSTIN, Anm.)

Ich bin nicht unbedingt auf die Sonnenseite des Lebens gefallen, aber mir ist später alles aufgegangen. Ich konnte einen Beruf erlernen, der mir noch immer Spaß bereitet. Dabei geht es für mich auch ums Helfen. Ich kann zwar nicht Blinde sehend machen, aber ich kann Leuten mit speziellen Sehproblemen helfen.

Mario und ich haben im Jahr 2002 zum ersten Mal diese Gratis-Brillen-Aktion auf die Beine gestellt. Andere Optiker_innen und ich spenden dafür Brillenfassungen – sogenannte Ladenhüter, das heißt aber nicht, dass es schlechte Fassungen wären. Darüber hinaus erhalte ich auch von manchen meiner Kunden und Kundinnen ihre alten Fassungen. Diese werden gereinigt und poliert, bevor sie bei den Verkäufer_innen landen. Die Brillengläser spendet ein Unternehmen und werden schließlich von meinen Kolleg_innen und mir – nach einem Sehtest, den wir beim AUGUSTIN auf höchstem Niveau durchführen – in die Fassungen eingearbeitet. Man sieht hier, wie Hilfe im Kleinen funktionieren kann: easy-going – ohne viel bürokratischen Aufwand zum AUGUSTIN gehen und loslegen. Heuer erhielten dadurch rund 50 Kolporteur_innen neue Brillen.

Wenn ich mich an unsere erste Gratis-Brillen-Aktion zurückerinnere, fällt auf, dass sich das Klientel stark verändert hat. Damals gab es beispielsweise noch die sogenannte Donauinsel-Partie, von denen aber niemand mehr lebt. In diesem Jahr sind auffallend viele Menschen aus Afrika gekommen. Sie passen nicht ins Bild vom Clochard, der auf der Donauinsel schläft. Sie sind durchwegs gebildet, manche sprechen perfekt Englisch.

Ich bin in Floridsdorf, im Gemeindebau, aufgewachsen und erinnere mich noch gerne daran. Zwischen den Wohnblöcken gab es Grünflächen größer als ein Fußballplatz, und die sozialen Unterschiede, die sehr wohl existierten, sind nicht ins Gewicht gefallen. Vor rund 20 Jahren bin ich nach Eisenstadt übersiedelt und kenne mittlerweile hier doch einige Menschen und die Struktur der Stadt: Es gibt engagierte Leute, aber es ist nicht einfach, die anderen Eisenstädter hinterm Ofen hervorzulocken. Mich lockt man auch nicht so einfach hinterm Ofen hervor, vermutlich veranstalte ich daher gleich lieber selber in meinem eigenen Optik-Geschäft Konzerte und Lesungen.

Protokoll: Reinhold Schachner

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