Ehen in Zeiten des Rassenwahnstun & lassen

Evelyn Steinthalers neues Sachbuch

Das Politische und das Private sind immer miteinander verbunden. Und so sehr uns Kitschromane und Liebesschnulzen davon überzeugen möchten, dass eine Liebesbeziehung in allererster Linie eine ganz intime Sache zwischen zwei Menschen sei, sind es Moral, Tradition, Religion und nicht zuletzt das Gesetz, die bestimmen, wer mit wem überhaupt sexuelle Beziehungen haben darf.Das ist gut und notwendig, wenn es etwa darum geht, Minderjährige vor Übergriffen zu schützen und zu verhindern, dass Personen gegen ihren Willen zu Beziehungen gezwungen werden.

In ihrem neuen Buch Mag’s im Himmel sein, mag´s beim Teufel sein setzt sich die Sozialwissenschaftlerin Evelyn Steinthaler mit Auswirkungen der rassistischen Ehegesetzgebung im Nationalsozialismus auseinander. (Der Titel des Buchs ist dem Albers-Schlager Goodbye Johnny entnommen.) Gemäß der Nürnberger Gesetze galten sexuelle Beziehungen und daraus abgeleitet auch Ehen zwischen Jüd_innen und «Arier_innen» als «Blutschande». Auf Paare sogenannter gemischtrassiger Ehen wurde Druck ausgeübt, sich scheiden zu lassen. Nichtjüdische Ehepartner_innen von jüdischen Menschen galten als «Halbjuden» und standen unter «Beobachtung». Anhand der Geschichten mehrerer «Promi-Paare» zeigt Evelyn Steinthaler die Folgen der menschenverachtenden Gesetze und auch, welche Handlungsoptionen betroffene Paare hatten. Conrad Veidt und seine jüdische Frau gingen bereits 1933 ins Exil, auch Lotte Lenya und Kurt Weill wählten die Emigration, während sich Hans Moser mit der Bitte um Aufhebung der «Sonderbestimmungen» für seine jüdische Ehefrau direkt an Hitler wandte. Hans Albers’jüdische Lebensgefährtin Hansi Burg verließ Deutschland und kehrte nach 1945 zu ihm zurück. Das Schauspielerpaar Meta Bernheim und Joachim Gottschalk begingen mit ihrem kleinen Sohn Suizid.

Evelyn Steinthaler: Mag’s im Himmel sein, mag´s beim Teufel sein. Stars und die Liebe unter dem Hakenkreuz

Kremayr & Scheriau 2018

224 Seiten, 22 Euro