Ein Sprenger akademischer Mauerntun & lassen

Alfred J. Noll spendet Staatspreis dem Augustin

Jedes zweite Jahr wird der Staatspreis für Kulturpublizistik vergeben. Heuer erhielt ihn der Rechtsanwalt und Buchautor Alfred J. Noll. Zur feierlichen Überreichung im Bundeskanzleramt am 16. November waren auch Vertreter_innen des Augustin eingeladen. Der Wiener Straßenzeitung kam nämlich, dem Wunsch des Preisträgers entsprechend, der mit 10.000 Euro dotierte Staatspreis letztlich zugute.Alfred J. Noll begründete das vor der Preisverleihung so: «Der Augustin spielt eine wichtige Rolle in der heimischen Medienlandschaft. Er ist für viele an den Rand gedrängte Opfer der Hochgeschwindigkeitsgesellschaft und für die zu Sündenböcken erklärten Minderheiten die einzige Plattform der Artikulation ihrer Interessen. Er ist zum wichtigsten Verbreiter unterdrückter Nachrichten in der Stadt geworden. Er ist aus vielen weiteren Gründen aus dieser Stadt nicht mehr wegzudenken.»

Auch Noll ist aus dieser Stadt nicht mehr wegzudenken, repliziert der Augustin in einer Presseaussendung. Auch wenn die Blattmacher_innen und die Verkäufer_innen den letzten Teil der im Folgenden zitierten Begründung der Jury kaum verstünden, teilten sie die offizielle Würdigung: «Als Advokat demokratischer Verhältnisse, unabhängig von textverwertenden Zwangsökonomien, entschieden in selbstgewählter Parteilichkeit und frei von Amtsverpflichtungen ist er ein gesellschaftskritischer Autor, der mit seinen Einsprüchen dazu beiträgt, die Obsolenz des videant consules ne res publica detrimentum capiat aufrechtzuerhalten.» Man sollte bei den Bemühungen, eine verständliche Sprache zu verwenden, nicht hinter Martin Luther zurückfallen – aber das wäre ein ganz anderes Thema.

Alfred J. Noll zählt für den Augustin zu den Intellektuellen, die die direkte Kommunikation mit der Gesellschaft suchen, vor den politischen Weichenstellungen nie neutral bleiben, ihre Position ohne Sicherheitsdenken öffentlich vertreten und die Mauern der akademischen Selbstbezogenheit überspringen. Das mache ihn zum optimalen Partner für den Augustin – den Noll auch (unter anderen Zeitungen) als d e r Spezialist für Urheber- und Medienrecht vertritt, heißt es in der Presseaussendung. Der Augustin freue sich über den Transfer der Staatspreis-Dotation. Zum Schluss seines Statements die unvermeidliche Pose der Unkorrumpierbarkeit: Ohne weiteres könnte es sein, dass der Augustin das Geld verwendet, um «Handlungen des Staates und seiner Gliederungen jenseits von Staatspreisverleihungen, sofern uns diese Handlungen als sozial unverträglich erscheinen, praktisch und intervenierend zu beantworten.»