Alexandra

«Ich bin für meinen Sohn da»

In Lokalen

Ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, bin ich nach Österreich gekommen. Nicht einmal «Guten Morgen» oder «Guten Tag» konnte ich sagen. Ich musste mir mit Zeichensprache weiterhelfen. Schnell die Sprache zu erlernen, ist mir sehr wichtig gewesen.

Einerseits besuchte ich einen Deutschkurs, andererseits notierte ich mir regelmäßig Wörter, die für mich neu gewesen sind und mir wichtig erschienen. Das hat auch Lacher hervorgerufen, als ich mir ‹Besen› und ‹Schaufel› aufgeschrieben habe. Aber wie soll ich sonst einen Putz-Job finden, wenn ich diese Wörter nicht kann?

Rumänien – genauer Pitești (die letzte Volkszählung im Jahr 2011 ergab rund 155.000 Einwohner_innen, 1992 noch etwa 190.000; Anm. d. Red.) – habe ich vor zirka fünf Jahren verlassen, weil ich dort kein schönes Leben hatte. Keine Jobaussichten, dabei sind die Preise im Supermarkt schon so hoch wie hier. Das macht es sogar für Leute, die Arbeit haben, schwierig, denn die Einkommen sind nach wie vor niedrig (die EU-Kommission spricht von umgerechnet 462 Euro für den untersuchten Juli 2016; Anm. d. Red.).

Vier von meinen sechs Geschwistern leben ebenfalls in Wien, die übrigen beiden sind in Rumänien geblieben (das Migrationssaldo ist für Rumänien seit Jahren negativ: 2014 verließen um rund 38.000 mehr Menschen dauerhaft das Land, als gekommen sind, 2008 sind es sogar an die 164.000 gewesen; Anm. d. Red.). Immer wieder kommen auch meine Eltern zu einer meiner Schwestern in Favoriten. Ich selber fahre aber kaum noch in die Heimat, das letzte Mal ist schon länger als ein Jahr her.

Meinem bald neunjährigen Sohn wollte ich eine gute Schule ermöglichen. Ich bin Alleinerzieherin und möchte mir später nichts von ihm vorwerfen lassen müssen. Ich bin für ihn da, somit bleibt auch nicht allzu viel Zeit für mich übrig. Ich bin aber auch nicht der Typ, der herumziehen mag oder ständig mit Freundinnen quatschen muss.

Ich musste lange auf die Augustin-Einschulung und den Ausweis warten, der Andrang ist nämlich sehr groß gewesen. Für mich ist das Verkaufen eine wichtige Ergänzung zu meinen Gelegenheitsjobs. Anfangs stellte ich mich vor Supermärkte hin, aber mittlerweile verkaufe ich lieber in Lokalen. Dort fällt es mir leichter als auf der Straße, mit Leuten Kontakt zu knüpfen. Ich habe auch schon einige Bekanntschaften machen können, und es wird nach mir gefragt, wenn ich mal ein paar Tage nicht auftauche.

Foto: Lisa Bolyos

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